Missbrauchsbetroffene und andere Aktivisten haben nicht wie geplant mit einer ironisch-kritischen Figur des Düsseldorfer Karnevalswagenbauers Jacques Tilly vor dem Vatikan protestieren können. Die Polizei habe schon vor der Demo generell untersagt, damit in die Stadt zu fahren, sagte Ricarda Hinz von der Giordano-Bruno-Stiftung und Ehefrau des Künstlers, die den Wagen mit nach Italien gebracht hatte, am Sonntag in Rom.

Der Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, kritisierte: «Leider hat die Polizei verhindert, dass die Figur den Standort neben der Engelsburg erreichte.» Man empfinde dies als eine Einschränkung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Die Polizei habe den Protest anlässlich der Eröffnung der Weltsynode auch in anderen Fällen massiv behindert. Die Polizei in Rom äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu.

Die Figur zeigt einen Bischof, der selig lächelt und in einer zwischen zwei Kreuzen aufgehängten Hängematte schlummert. Ein sarkastischer Spruch verweist auf die «unermüdliche Ermittlung» bei Missbrauchsfällen von Kindern. «Für meine Verhältnisse sehr harmlos», sagte Tilly. Tilly ist für seine Mottowagen beim Karneval bekannt.

Hinz sagte, man sei mit dem Wagen bereits am Freitag durch Rom gefahren. Am Kolosseum habe es «Knöllchen» gegeben. Die Begründung: Man habe die Sicht auf ein historisches Monument behindert. Auf dem Rückweg sei man erneut in eine Polizeikontrolle geraten und schließlich von Beamten zurück zu einem Hotel eskortiert worden. Seitdem observiere die Polizei durchgehend den Wagen. Am Samstag sei ihnen eröffnet worden, dass es ein generelles Verbot gebe, den Wagen in die Stadt zu fahren. Die Gruppe habe sich gegängelt gefühlt, sagte Hinz. «Es fühlt sich an wie in einem Unrechtsstaat», sagte sie.

Katsch teilte mit: «Offenbar hatte es sich die italienische Polizei zur Aufgabe gemacht, die Sichtbarkeit dieses Protestes maximal einzuschränken und die angemeldete Veranstaltung fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen.» Entgegen getroffener Absprachen habe man keinen Demozug in Richtung des Vatikans durchführen dürfen. T-Shirts mit dem Demomotto «Zero Tolerance» hätten beim Verlassen des Demoortes ausgezogen werden müssen. Die Maßnahmen habe man als unangemessen und stark einschränkend empfunden.

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